Alleine spielen!?

«Es fühlt sich so viel besser an, wenn ich mich mit dem Besuch zuerst einfach mal an den Tisch setze, und wir etwas trinken und reden. Und die Kinder haben das erstaunlich gut akzeptiert. Sie fordern nun das Spielen viel weniger vehement ein.» So lautete das Feedback der Mama aus dem letzten Blog.

In einem Beratungsgespräch hatte ich eine ähnliche Situation. Jene Mama erzählte mir, sie hätte doch tatsächlich gestern Vormittag einige wichtige Dinge erledigt und ihre «armen Kinder» hätten allein spielen müssen. Es sei halt einfach nicht anders gegangen, aber dass die Kinder allein spielen müssten, das käme ja wirklich nicht oft vor…

Auf meine Rückfrage, wo denn genau das Problem liege, und was denn falsch daran sei, wenn Kinder vormittags allein (bzw. zu zweit) spielen würden, erntete ich erstaunte Blicke.

Offenbar war jene Mama der Überzeugung, dass es ihre Pflicht sei, sich tagsüber mit ihren Kindern zu beschäftigen und mit ihnen zu spielen. Den Haushalt und alle Arbeiten, die sonst anstehen, erledige sie abends, wenn die Kinder schlafen.

Das kann man natürlich so machen und wenn das so für alle passt, ist daran ja nichts auszusetzen. Doch muss es so sein? Sind Kinder, die manchmal auch allein spielen müssen, «arme Kinder»?

Müssen Mamas, die Haushalt machen, wenn die Kinder wach sind, ein schlechtes Gewissen haben?

Nun die Frage, die hier zugrunde liegt, ist ja: Was brauchen die Kinder wirklich?

Kinder brauchen aus meiner Sicht kein Entertainment, keine Unterhaltung und auch nicht zwingend, bzw. vor allem nicht ständig, erwachsene «Spielkameraden».

Kinder brauchen Bindung, weiche Herzen und ganz viel Spiel. Gordon Neufeld sagte einmal in einem Vortrag: «das wertvollste Spiel ist das «Allein-Spiel»». Denn dort wo Kinder in die Blase des Spiels abtauchen, dort passiert ganz viel Entwicklung.

Und damit sie ins Spiel abtauchen können, brauchen sie das Gefühl ganz tief im Herzen, «gehalten zu sein». Wenn ein Kind sich verbunden, gesehen und eben gehalten fühlt, dann entsteht die Freiheit, ins Spiel abzutauchen. Und dann darf die Mama sich sehr gerne mit dem Staubsauer oder dem PC beschäftigen. 😉

In dem wir die Bindung stärken schaffen wir die Grundlage für echtes Spiel, welches eben so wertvoll ist.

So gesehen würde ich sagen, Mamas müssen nicht nur kein schlechtes Gewissen haben, wenn die Kinder alleine spielen müssen, bzw. eben dürfen. Im Gegenteil, wenn sie tun ihren Kindern etwas Gutes, wenn sie ihren Kindern immer wieder Spielzeiten in diesem Sinne ermöglichen.

Vielleicht denkst du jetzt: «Ja schön und gut, aber mein Kind jammert immer gleich, es sei ja sooo langweilig…» Dann lade ich dich ein, meinen ersten Blogeintrag zum Thema «Mama mir ist so langweilig» zu lesen.

Ps. In Kürze starten wieder die Onlinekurse “Ängste und Trauma verstehen” und “Teenager verstehen”. Vielleicht treffen wir uns in einem der Kurse? Würde mich freuen!

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Angela Indermaur