Weinen vor dem Kind?

Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob Eltern vor ihren Kindern weinen sollen, bzw. weinen dürfen. Diese Frage lässt sich nicht mit Ja und Nein beantworten, deshalb: Ja und Nein!

„Ja“, wenn der Grund für unsere Tränen offensichtlich und nachvollziehbar, und nicht unser Kind ist!

Wenn Mama sich irgendwo gestoßen hat und ihr vor Schmerz die Tränen kommen, dann kann das jedes Kind nachvollziehen und es wird fürsorglich darauf reagieren. Meine, damals gut 2-jährige Tochter rannte in so einer Situation zum Gefrierschrank und holte mir den Eisbeutel. Was süß klingt hat noch einen weiteren Aspekt: Sie konnte aktiv etwas tun und helfen, fühlte sie somit der Situation nicht hilflos ausgeliefert.

Auch wenn Oma oder Opa sterben und Mama oder Papa deswegen sehr traurig sind, ist das für das Kind nachvollziehbar. Hier und in allen anderen Fällen ist es aber doch wichtig, dass Kinder uns nicht haltlos erleben. Das würde sie emotional überfordern.

Grundsätzlich kann man sagen, dass es auch in emotional schweren Situationen wichtig ist, dass wir in der Alphaposition bleiben und das Kind sich nicht gedrängt fühlt, selber in die versorgende und führende Rolle zu wechseln.

„Nein“, wenn Mutter/Vater selbst oder das Kind emotional überfordert ist

„Nein“ also in Situationen, die uns komplett überfordern, wo wir selbst „den Boden unter den Füßen“ verlieren. Dann ist es für beide Seiten sehr viel besser, wenn wir Erwachsene einen sicheren Ort für unsere Trauer haben. Manchmal ist es vielleicht auch notwendig, dass eine andere Person die Betreuung des Kindes für eine gewisse Zeit übernimmt.

„Nein“  auch in Situationen, wo wir wegen unserem Kind überwältigt, vielleicht überfordert sind. Wenn wir da unser Kind mit Aussagen wie „Ich weiß nicht mehr wie weiter mit dir“ oder „Mama ist am Ende mit ihrer Kraft“ usw. konfrontieren, untergraben wir unsere Alphaposition massiv und laden unserem Kind eine Verantwortung auf, die es niemals tragen kann.

Und wenn es doch passiert? Dann ist das noch lange nicht das Ende! Schon mit kleinen Kindern lässt sich das Geschehene kurz nachbesprechen. Indem wir einfache, verständliche Worte finden um zu beschreiben, was passiert ist. Wichtig ist auch, danach bewusst wieder die „Alpharolle“ zu übernehmen und dem Kind mit und ohne Worte zu signalisieren: „Ich bin für dich da, ich sorge für dich und für mich selbst auch!“.

Was wäre besser geeignet, um dies mit einem Spiel zu unterstreichen?

Vielleicht spielen sie eine Runde Mama-Bär und Baby-Bär, wie das meine Tochter lange Zeit liebte: Mama-Bär hat eine kuschelige Höhle gebaut und lädt sein Baby-Bärchen ein, sich zusammen in die Höhle zu kuscheln. Ein schönes Bilderbuch rundet das Spiel wunderbar ab.

 
 

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